Sunday

1st Oct 2023

Fake-News stehen im Mittelpunkt der französischen Wahlen

  • "Ich hoffe, dass wir nicht erfahren werden, dass du ein Offshore-Bankkonto auf den Bahamas hast", sagte Le Pen (l) bei ihrer Debatte zu Macron (r), während sich das Gerücht bereits im Internet verbreitete. (Photo: Reuters)

Fake-News sind in den Mittelpunkt der französischen Wahl gerückt, nachdem Marine Le Pen, die rechtsextreme Anwärterin, und Internetaktivisten angedeutet haben, dass ihr Gegner, Emmanuel Macron, einen geheimen Fonds auf den Bahamas hat.

Die Pariser Staatsanwaltschaft eröffnete am Donnerstag (4. Mai) ein vorläufiges Ermittlungsverfahren in der Angelegenheit, nachdem Macron eine Beschwerde gegen Unbekannt für die Verwendung von gefälschten Informationen zur Beeinflussung der Wahl, eingereicht hatte.

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"Ich habe kein Konto auf den Bahamas", erklärte der moderate Kandidat ebenfalls am Donnerstagmorgen im französischen Inter Radio.

"Ich hatte niemals irgendein Konto in irgendeinem Steuerparadies. Es ist nicht mein Temperament, in meinem tiefen Charakter."

Le Pen beflügelte am Mittwochabend, während einer hitzigen TV-Debatte vor der am Sonntag stattfindenden Stichwahl, das Gerücht.

Macron sagte, dass Le Pens Partei, der Front National, "die Partei der finanziellen Skandale" sei und bezog sich auf das Ermittlungsverfahren bezüglich des angeblichen Missbrauchs von EU-Geldern.

Le Pen antwortete: "Ich hoffe, dass wir nicht erfahren werden, dass du ein Offshore-Konto auf den Bahamas hast, oder irgendetwas, ich weiß nicht."

"Ich hoffe, dass wir in den kommenden Tagen oder Wochen nichts erfahren werden. Niemand hat verstanden, was du über deine Immobilien gesagt hast".

Macron beschuldigte sie auf der Stelle der "Verleumdung", aber Artikel und Posts verbreiteten die Behauptung bereits Im Internet.

Laut Macrons Team wurde das Gerücht in dem Internetforum 4chan.org zwei Stunden vor der TV-Debatte losgetreten.

Eine Nachricht auf 4chan.org verlinkte auf angebliche "Dokumente, die Macrons geheime Steuerhinterziehung belegen würden" und erwähnte auch "eine Briefkastenfirma in Nevis" und "eine Bankverbindung zu einer Bank, die an Steuerhinterziehung auf den Caymaninseln beteiligt war".

Die Nachricht sagte: "Macron meldete falsche Angaben über sein Einkommen und Vermögen an die Regierung", eine Behauptung, die später von Le Pen im Fernsehen wiederholt wurde.

Das Forum ist bei rechtsextremen US Aktivisten beliebt und hatte bereits im vergangenen Monat einen Angriff auf Macron gestartet.

Der Post vom Mittwoch wurde laut Macrons Team schnell auf Twitter geteilt, zuerst von 4chan.org und anderen rechtsgerichteten US-amerikanischen Aktivisten, dann auf Konten, die mit den russischen Staatsmedien RT und Sputnik verknüpft sind.

'Typische Fake-News'

Nicolas Vanderbiest, ein belgischer Forscher, rekonstruierte, was als nächstes passierte.

Er berichtete, dass auf Disobedient Media, einer rechtsextremen US-Webseite, ein Artikel mit folgenden Titel veröffentlicht wurde: "Dokumente zeigen, dass Emmanuel Macron Steuern hinterzogen hat". Der Artikel gehörte zu den am weitesten geteilten Artikeln während der in Paris stattfindenden TV-Debatte.

Vanderbiest sagte, dass "alle der einflussreichsten [Online] Konten der russischen Propaganda ", die Geschichte teilten.

Er sagte, dass die "internationale Trump-Propaganda" und andere "pro-russische Konten" es auch geteilt hatten.

Ferner sagte er, dass neu geschaffene Konten, die noch keine Follower hatten, sowie US-amerikanische Konten, die auf Französisch tweeteten, sich in die Angelegenheit eingemischt hatten.

Die Bahamas-Geschichte kommt nur ein paar Tage nachdem der Atlantic Council, ein US-amerikanischer-Think Tank, und die US-amerikanische Nachrichtenwebseite Buzzfeed berichtet hatten, dass rechtsextreme US- Aktivisten versucht hätten, virale Anti-Macron Inhalte in sozialen Netzwerken zu lancieren.

Russische und mit Russland verknüpfte Medien, die zuvor behauptet hatten, dass Macron heimlich schwul sei, dass er von Saudi-Arabien finanziert würde, und dass er sich seine Hände nach der Begrüßung von Arbeitern gewaschen habe, versuchten ebenfalls Schaden zu verursachen.

Die Geschichten und Gerüchte, wie auch bei den Bahamas-Vorwürfen, wurden durch Bots, automatisierte Konten in sozialen Netzwerken, die in vielen Fällen mit pro-russischen oder pro-Trump Webseiten verknüpft waren, weiterverbreitet.

"Das ist typisch für das, was wir Fake-News nennen", sagte Macron gegenüber France Inter.

Er sagte, dass er nicht daran glaube, dass es "ein Zufall" war, dass Le Pen das Thema in der TV-Debatte zur selben Zeit aufgriff, als es im Internet verbreitet wurde.

Er sagte, dass Le Pen "[ihre] Truppen im Internet organisiert" hat und den Angriff "mit ihren Verbündeten" plante.

Diese Verbündeten, sagte er, "haben mich mit gefälschten Bekanntmachungen und Lügen bombardiert. Es sind diese Webseiten, von denen einige mit russischen Interessen verbunden sind".

'Kein Beweis'

In einem Interview im BFMTV, dass auch am Donnerstagmorgen stattfand, sagte Le Pen, dass sie Macron "gar nicht" beschuldigen würde, Konten auf den Bahamas zu haben, da sie "keinen Beweis" habe.

Sie sagte, dass sie das Thema im Fernsehen aufgeworfen habe, da sie "nicht wollte, dass wir es zu spät herausfinden".

"Dürfen wir ihm nicht länger die Frage stellen?", fügte sie an.

Ebenfalls am Donnerstag sagte Louis Aliot, ein Politiker von Le Pens Partei Front National, der auch ihr Partner ist, in einem Gespräch im Europe1 Radio, dass "heute sicherlich etwas [über Macron] herauskommen werde".

Am Donnerstagnachmittag hatte die vom russischen Staat betriebene Nachrichtenwebseite Sputnik keine Artikel über die Bahamas-Geschichte, weder auf Englisch noch auf Französisch.

Auf seiner französischen Ausgabe wurde nur eine Geschichte lanciert, die besagte, dass nach der Debatte "Le Pen im Netz beliebter ist, Macron mehr überzeugend". RT, ein weiteres russisches Staatsmedium, berichtete, dass Macron eine Beschwerde eingereicht habe.

Beide hatten auch Artikel über den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, der Macron in einem neuerschienenen Video unterstützt.

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Englisch veröffentlicht.

This article was originally published in English.

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