Deutscher Geheimdienstchef warnt Kreml davor Wahlen zu hacken
Ein deutscher Geheimdienstchef hat den "Kreml" davor gewarnt die "politische Entscheidung" zu treffen, sich mittels Hacking in Deutschlands Wahlen einzumischen.
Die Warnung kommt angesichts von Beweisen, dass der russische Militärgeheimdienst GRU, der direkt dem russischen Präsidenten Wladimir Putin unterstellt ist, im Jahr 2015 Informationen aus dem deutschen Parlament gestohlen hat.
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Der GRU versuchte auch, im Vorfeld der deutschen Bundestagswahlen im September, Material von den wichtigsten politischen Parteien Deutschlands, der CDU und der SPD, zu stehlen.
"Wir sehen dies als eine aus Russland gesteurte Kampagne an. Unser Gegenspieler versucht, Informationen zu gewinnen, die für Desinformation oder zur Einflussnahme genutzt werden können ", sagte Hans-Georg Massen, der Direktor des Bundesverfassungsschutzes.
"Ob sie es tun oder nicht, ist eine politische Entscheidung ..., die, wie ich denke, im Kreml getroffen wird.“
Auf einer Konferenz, des auf IT Systeme spezialisierten Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam, sagte Massen, dass der Hack von 2015 "große Mengen an Daten" über deutsche Abgeordnete erbeutete.
Massen sagte, dass Russlands "zunehmend aggressive Cyberspionage" und auch "eine Reihe von weiteren Angriffen ... auf Parteien, Abgeordnetenbüros, politische Stiftungen" durchgeführt habe.
"Wir erwarten weitere Angriffe, und wir beobachten diese Bedrohungen sehr genau", sagte Massen.
Er fügte hinzu, dass die deutschen Behörden wüssten, welche Server, wie zum Beispeiel APT10, APT28 und APT29, die GRU Hackergruppen im Jahr 2015 verwendet hatten und dass sie nach Wegen suchen würden, um zurückzuschlagen.
"Es ist notwendig, dass wir diese Server beseitigen können, sollten die Provider und Besitzer nicht sicherstellen, dass sie nicht daz benutzt werden um Angriffe auszuführen", sagte er.
Der oberste Spion beschuldigte Russland ferner einer offenen Desinformationskampagne, die auf die deutschen Wähler abzielt.
Er führte die betrügerischen Berichte von russischen Staatsmedien im vergangenen Jahr an, die behauptet hatten, dass arabischstämmige Migranten ein russisches Mädchen in Deutschland vergewaltigt hätten und die "plumpen Fake-News", dass der Vater des SPD Kanzlerkandidaten, Martin Schulz, ein Aufseher in einem Konzentrationslager der Nazis war.
Er sagte, dass Russland dieses Jahr E-Mails an litauische Beamte geschickt habe, die fälschlicherweise behaupteten, dass ein deutscher Soldat aus einem Nato-Bataillon ein litauisches Mädchen vergewaltigt hätte.
Größere Bedrohungen
Bruno Kahl, der Chef des deutschen Auslandsgeheimdienstes, sagte auf der Potsdamer Veranstaltung, dass man für diese Art von Angriffen, die Deutschland erlitten hat "staatliche Ressourcen benötigt".
Er sagte, dass China, Iran und Russland hinter dem "starken Anstieg" an jüngsten "Cyber-Sabotage" Operationen weltweit stecken würden.
Ein weiterer Gast, Holger Münch, Chef des deutschen Bundeskriminalamts, stellte fest, dass kriminelle Gruppen Teil des Problems seien.
Er sagte, dass Deutschland im vergangenen Jahr 82.000 bekannte Fälle von Cyberkriminalität zählte, welche das Land schätzungsweise 22 Milliarden Euro kosteten.
"Sie können Sicherheitslücken kaufen, gestohlene Daten [online] erwerben. Botnets für größere Cyberattacken können dort gemietet werden. Einige der Angebote sind sehr billig. Die Konsequenz ist, dass viele gewöhnliche Kriminalgebiete sich ins Netz verschieben", sagte er in Potsdam.
Ein Botnet ist eine Gruppe Computer, die durch Schadprogramme infiziert wurden und nun von Dritten genutzt werden können, zum Beispiel für Cyberangriffe oder Spamversand.
Putins Medien und der Geheimdienst GRU haben auch den pro-europäischen Kandidaten, Emmanuel Macron, im Vorfeld der Stichwahl am Sonntag attackiert.
Meinungsforscher gehen davon aus, dass Macron, trotz der Bemühungen Russlands, die anti-EU und pro-Russland Kandidatin Marine Le Pen, mit über 20 Prozentpunkten Vorsprung, besiegen wird.
In Deutschland führen die CDU und die SPD mit einem noch größeren Vorsprung vor den pro-Russland Parteien AfD und Die Linke, die in den Umfragen jeweils bei unter 10 Prozent liegen.
Russisches Trollen
Der Kreml bestritt das Hacken, als Putin der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag in Russland sagte, dass "wir uns niemals in die Politik anderer Länder einmischen".
Wladimir Chischhow, der russische Gesandte bei der EU, sagte ebenfalls am Mittwoch gegenüber der Presse in Brüssel, dass "Russland sich nicht in Wahlen einmischt".
Er trollte die "europäische Medien", indem er ihnen dankte, dass sie "umsichtig genug waren, um nicht zu behaupten, dass das Ergebnis des letztjährigen [Brexit] Referendum in Großbritannien von russischer Hacker verursacht wurde".
Die russische Botschaft in London trollte am Donnerstag auch die Mainstream-Medien, nachdem das Vereinigte Königreich die deutsche Zeitung FAZ bezichtigt hatte, einen irreführenden Bericht über ein hochrangiges Treffen zum Brexit veröffentlicht zu haben.
"Gott sei Dank ist es dieses Mal nicht Russland ", schrieb die Botschaft auf Twitter.
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Englisch veröffentlicht.
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