Investigation
Le Pens Freunde aus dem Trump Tower
Am 12. Januar entdeckten Fotografen die rechte Parteichefin aus Frankreich, Marine Le Pen, wie sie im Trump Tower in New York Kaffee trank.
Sie gab damals an, dass sie sich mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump treffen wollte, dies aber nicht geklappt hätte.
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Was jedoch nur wenige Leute wissen ist, dass am Abend zuvor eine Cocktailparty im selben Gebäude veranstaltet wurde, um Gelder für Le Pens Partei, den Front National (FN) zu sammeln.
Der Veranstalter der Party war der italienische Geschäftsmann George "Guido" Lombardi.
Lombardi, der im Trump-Turm lebt, unterhält enge Verbindungen zu Rechten in Europa, besonders zur Lega Nord aus Italien. Er sei seit 20 Jahren mit Marine Le Pen befreundet, sagt er.
"Es waren Leute [auf der Party], die für sie vorteilhaft waren, Unterstützer, Leute, die Freunde von mir sind, Unternehmer, mindestens drei UN-Botschafter, einige Lobbyisten sowie Berater", erklärte Lombardi gegenüber dem EUobserver in einem kürzlich stattgefundenen Telefoninterview.
Allerdings weigerte sich Lombardi Namen zu nennen. Die Gäste, die gekommen waren um Le Pen kennenzulernen, beschrieb er als "amerikanische Geschäftsleute, amerikanische Vertreter von der Wall Street, israelische Geschäftsleute, ein paar russische Geschäftsmänner, ein paar asiatische Geschäftsleute, ein paar Italiener, einige französische Staatsangehörige".
Die Empfang, mit dessen Besuchern der EUobserver sprach, deutet darauf hin, dass Le Pen und ihre Partei versuchten, die Unterstützung des neuen US-Präsidenten sowie seiner Unterstützer, vor den französischen Präsidentschaftswahlen am 23. April und 7. Mai zu sichern.
Angenehme Atmosphäre
"Marine hat seit Jahren Freunde im Trump Tower", erklärte die Präsidentin des französischen Trump-Komitees, Rosine Ghawji, gegenüber EUobserver.
Ghawji sagte, ein "Haufen" von Le Pens Freunden seien auf der Party erschienen. Einige von ihnen würden im Trump Tower leben und "lieber privat bleiben wollen".
Es gab "gute Schokolade" und eine "angenehme Atmosphäre", sagte Ghawji. "Der Islam war ein großes Thema, vor allem die Gefahr, die von der Muslimbruderschaft ausgeht."
Die in den Vereinigten Staaten geborene Ghawji, deren Eltern Immigranten aus Italien und Frankreich sind, ist ein ehemaliges Mitglied der konservativen Tea Party Bewegung. Sie ist eine langjährige Freundin und Anhängerin von Donald Trump und der Familie Le Pen.
"Wir lieben die Art, wie sie über die Liebe zu ihrem Land sprechen", sagte Ghawji mit Blick auf den FN.
Ghawji erklärte, dass sie Jean-Marie Le Pen, den Gründer des FN und Vater von Marine, bevorzugen würde. Jedoch unterstützt sie die Tochter, "da sie die einzige Kandidatin" der Partei für die Präsidentschaftswahl ist.
Auf den Bildern, die am 12. Januar veröffentlicht wurden, ist Le Pen zu sehen, wie sie mit drei Männern in der Lobby des Trump Towers Kaffee trinkt.
Der Erste ist ihr Partner Louis Aliot, der ebenfalls Europaabgeordneter für den FN ist. Der zweite ist Lombardi. Der dritte Mann ist Pierre Ceyrac, ein ehemaliges Mitglied des FN und der Sun Myung Moon Vereinigungskirche.
"Der Front National unterhält seit langem sehr gute Kontakte in den USA", sagte Ceyrac gegenüber dem Euobserver, und sagte weiter, dass er mehrmals Jean-Marie Le Pen und einmal Marine Le Pen, 2003, bei Besuchen in den USA begleitete.
"Sie hat eine Vision, die ganz anders ist als die ihres Vaters", sagte Ceyrac, der die Präsidentschaftskandidatin seit über 30 Jahren kennt. "Marine ist weltoffen und hat ein großes menschliches Einfühlungsvermögen."
"Sie ist überhaupt nicht antisemitisch und rassistisch", sagte er und fügte hinzu: "Das gleiche gilt übrigens für ihren Vater."
Die Cocktailparty, die am 11. Januar im Trump Tower stattfand, "war wirklich nett", gab er gegenüber dem EUobserver an.
"Die Leute waren sehr glücklich darüber Marine zu sehen", so Ceyrac. "Es waren Inder, Israelis, Pakistanis ... Iraner anwesend. Wohlhabende Leute ... Ein Chinese, der Pensionsfonds im Wert von mehreren Milliarden Dollar verwaltet, hat gesagt, dass Marine Le Pen sehr nett war."
Die US-Reise im Januar war eine von mehreren Reisen, die Le Pen in den letzten Monaten unternommen hat. Im Februar reiste sie in den Libanon, im März in den Tschad und am 24. März wurde sie vom russischen Präsidenten Wladimir Putin im Kreml empfangen.
Warum nicht in den Vereinigten Staaten?
Der FN ist "überall auf der Suche nach finanzieller Unterstützung ... also warum nicht in den Vereinigten Staaten?", sagte Le Pen gegenüber dem tschechischen Medium Nova Burzoazie, das sich als "rechtes Nachrichtennetzwerk" beschreibt.
Es bleibt unklar, wieviel Nutzen der Trip in die USA gebracht hat und wie viel Geld Le Pen sammeln konnte.
Der französische Experte für Rechtsextremismus, Jean-Yves Camus, sagte gegenüber dem EUobserver, dass er erfahren habe, dass der FN "eine Reihe von kleinen Treffen" in den Vereinigten Staaten organisiert habe um "zweifelsohne Gelder zu sammeln".
Camus sagte, dass er keine Kenntnis darüber habe, ob US-Bürger große Spenden gemacht hätten. Es könnte jedoch sein, dass "manche Leute vielleicht etwas von ihrem eignen Geld gegeben hätten".
Camus merkte an, dass der Einfluss der Trump-Anhänger auf die französische Präsidentschaftswahl gleich "Null" sei, da die "Trump-Unterstützerkreise in Frankreich extrem klein sind".
Im November hatte Le Pens Nichte, Marion Marechal-Le Pen, die eine der zwei Abgeordneten im französischen Parlament ist, öffentlich den Wunsch geäußert mit dem ehemaligen Herausgeber der rechten amerikanischen Webseite Breitbart und heutigem Chef-Stratege im Weißen Haus, Steve Bannon zusammenzuarbeiten.
Bis jetzt hat jedoch noch kein Treffen stattgefunden und die französische Version von Breitbart, die nach Trumps Sieg angekündigt worden war, lässt noch auf sich warten.
"Landung in der Normandie"
Eine Woche nach der Cocktailparty im Trump Tower, richtete das französische Trump-Komitee eine Gala zur Amtseinführung Trumps im Pariser Hotel Intercontinental aus.
Der ehemalige Vorsitzender der mitte-rechts Partei Les Républicains, Jean-François Cope, der als Ehrengast geladen war, blieb der Veranstaltung fern.
Jedoch kamen der Europaabgeordnete des FN, Bruno Gollnisch und der Bürgermeister des südfranzösischen Béziers, Robert Menard, der ebenfalls zur FN gehört, auf die Veranstaltung.
Ghawji sagte gegenüber dem EUobserver, dass sie die beiden Männer "persönlich" aufgefordert habe nicht zu kommen und erklärte: "Es war eine Party für die offiziellen Mitglieder der Nationalversammlung, für die Mitglieder des französisch-amerikanischen Ausschusses".
Sie unterstrich, dass sie immer noch wütend darüber sei, dass Le Pens Partei ihrem Wunsch nicht gerecht wurde. "Du kommst nicht ungeladen zu einer Party auf die du nicht eingeladen wurdest."
Jedoch sagte Ghawij, dass sie überlege nach Frankreich zu kommen um Le Pen im Wahlkampf zu unterstützen.
Lombardi plant ebenfalls den Atlantik zu überqueren.
"Diese Vichy-Regierung in Paris braucht eine Landung in der Normandie, einen D-Day ", sagte er. Und verglich damit den gegenwärtigen französischen Staat mit dem Regime, das mit Nazi-Deutschland kollaborierte.
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Englisch veröffentlicht.
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