Verdacht gegen Russland bezüglich Macronhacking
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En Marche! sagte, dass die gefälschten Webseiten bis auf den "Pixel perfekt" waren, aber das "nichts gefährdet wurde" (Photo: europarl.europa.eu)
Es wird vermutet, dass die russischen Geheimdienste versucht haben, die Wahlkampagne von Emmanuel Macron, dem Pro-EU Kandidaten bei der französischen Wahl, zu hacken.
Einem 40-seitigen Bericht des in Tokio ansässigen Unternehmens Trend Micro, der am Dienstag (25. April) veröffentlicht wurde, geht hervor, dass der Angriff von Pawn Storm, einem Cyber-Kollektiv mit den gleichen digitalen Fingerabdrücken wie die des russischen Militärgeheimdienstes GRU, ausgeführt wurde.
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Der Bericht legt dar, dass Pawn Storm vier gefälschte Webseiten eingerichtet hatte, die darauf ausgelegt waren, die E-Mail Passwörter von Leuten in Macrons politischer Bewegung En Marche! (Auf dem Vormarsch!) zu stehlen.
Laut Trend Micro, war es die gleiche Gruppe, die auch als Fancy Bear, APT28 und Sednit bekannt ist. Sie war zuvor für das Hacken der E-Mails der Demokraten während der US-Wahl, für einen Angriff auf die Partei der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel CDU und auf den französischen Fernsehsender TV5 Monde verantwortlich.
Der Bericht, der am Dienstag veröffentlicht wurde, liefert laut der japanischen Firma auch Details zu dem Versuch, die deutsche Konrad-Adenauer-Stiftung, eine mit Merkel verknüpfte politische Stiftung, zu hacken.
Guillaume Poupard, Leiter des französischen Sicherheitsbehörde Anssi, sagte am Montag der Nachrichtenagentur Reuters, dass es zu früh sei, um Russland zu beschuldigen.
Trend Micro lehnte es ebenfalls ab, Russland zu benennen. Jedoch sagte Feike Hacquebord von Trend Micro gegenüber Reuters: "Wir haben gesehen, dass Phishing Webseiten eingerichtet wurden und dass die Fingerabdrücke wirklich die gleichen waren ... wie bei dem Einbruch bei der DNC [Demokratische Partei der USA]".
Im vergangenen Jahr erklärten US-Geheimdienste, dass die Pawn Storm-Gruppe eine Fassade des GRU sei und dass das Hacking bei den US-Wahlen vom russischen Präsidenten Wladimir Putin persönlich angeordnet worden war.
Fire Eye, ein US-amerikanisches Cyber-Beratungsunternehmen, identifizierte im Januar ebenfalls die Fingerabdrücke Russlands als TV5 Monde gehackt wurde.
Mounir Mahjoubi, der den digitalen Auftritt von Macron leitet, sagte am Montag der Nachrichtenagentur AP, dass es aufgrund des Zeitpunkts des Angriffs inmitten des französischen Wahlkampfes, angemessen sei von einer russischen Beteiligung auszugehen.
Er beschrieb es als die "unsichtbare" Seite der russischen Operation gegen Macron, neben den offenen Angriffen der russischen Staatsmedien.
Er sagte, dass die von Pawn Storm gefälschten Webseiten bis auf den "Pixel perfekt [waren] ... Das bedeutet, es steckt Können und Zeit dahinter: Talent, Geld, Erfahrung, Zeit und Willen"
Er sagte jedoch, dass "nichts kompromittiert wurde".
Er fügte hinzu, dass Anssi En Marche! die Informationen gegeben habe, die gebraucht wurden, um die Angriffe von Pawn Storm auszumachen und weiter, dass die französischen Sicherheitsbehörden die Informationen durch den Hackerangriff während der US-Wahl auftat.
Macron schlug am vergangenen Sonntag in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl die von Russland bevorzugte Kandidatin, die rechtsaussen-Kandidatin Marine Le Pen.
Die beiden werden am 7. Mai in die Stichwahl gehen, welche im Falle eines Sieges von Le Pen die EU destabilisieren könnte.
Die Nachrichten, dass der GRU hinter dem Angriff auf Macron vermutet wird, kommen inmitten einer Kampagne von russischen Staatsmedien gegen Macron, wozu auch die französischsprachigen Ableger RT France und Sputnik France gehören.
Die russischen Medien hatten haltlose Behauptungen geäussert, zum Beispiel, dass Macron eine homosexuelle Liebesbeziehung unterhalte, dass er ein Vertreter der US-Banken sei und dass er von Saudi-Arabien finanziert werde.
Die Inhalte wurden von russischen Bots oder automatisierten Social Media-Konten weiterverbreitet, von denen einige über 750 Mal am Tag Material posteten.
Die gleichen Medien bevorzugen Le Pen, deren Partei mindestens 11 Millionen Euro aus Russland bezogen hat und die Putin im vergangenen Monat in Moskau traf.
Der Sprecher des Kreml, Dmitry Peskov, wischte am Montag die Ergebnisse von Trend Micro beiseite.
"Was [für Hacking] Gruppen? Von wo? Warum Russland? Das erinnert mich ein bisschen an die Anschuldigungen aus Washington, die bis jetzt in der Luft hängen gelassen wurden und ihren Urhebern nicht gut zu Gesicht stehen", sagte er der Presse in Moskau.
Jedoch setzten in dieser Woche die russischen Medien weiterhin ihre ablehnende Haltung gegenüber Macron fort.
Russlands Fernsehsender Erster Kanal beschrieb sein Siegesbankett am Sonntag als "unkonventionell", und weiter, dass Le Pen die "Kandidatin des Volkes" sei.
Dmitry Kiselyov, ein russischer Fernsehmoderator, sagte, dass der französische Staat sich verschworen hätte, um Le Pen von ihrem Sieg abzuhalten.
Der einflussreiche russische Abgeordnete Konstantin Kosachyov und der Senator Alexey Pushkov, sagten ebenfalls auf Facebook und Twitter, dass die EU die französischen Wähler genötigt hätte für Macron stimmen, der eine Marionette von Angela Merkel sei.
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Englisch veröffentlicht.